Hungersbriefe von Hussenbach nach Amerika

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alba
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Hungersbriefe von Hussenbach nach Amerika

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Hussenbach, den 8.November 1922
An Johannes und Annamargreta Wagner, Hastings, Nebraska
Lieber Schwager und Schwester! Wir machen Euch bekannt, daß wir Euren, an uns geschriebenen Brief mit großer Freunde erhalten haben nach langem Harren und Warten. Jetzt wissen wir doch, daß ihr noch lebt, denn wenn man so lange nichts von seinen Freunden gehört hat, kommen einem allerlei Gedanken. Als Euer Brief ankam, waren wir auf dem Felde und haben Futter gemäht für das Vieh, da kam der Vater und sagte: „Katharina, was denkst du, ich habe einen Brief aus Amerika“. Da sagte ich: „Gott sei Dank, daß sie noch leben!“
Bei uns ist es sehr arm, weil es an Nahrung und Kleidung fehlt. Gesund sind wir noch. Die Mutter möchte Euch so sehr gerne noch einmal sehen in diesem Leben. Wenn es aber nicht sein sollte, dann wollen wir darnach ringen, daß wir uns im Himmel sehen, wo es kein Leid und keine Hungersnot und auch keine Trennung mehr geben wird. Seid tausendmal gegrüßt und im Geiste geküßt von uns, Euren Blutsverwandten
Georg Jakob und Kath. Schwarz
___________________________________

Frau Annamaria Pister, geborene Barthuly, schreibt aus Hussenbach an ihren Bruder Johannes Barthuly bei Laurel, Montana, welcher aus Neu Balzer stammt und schon vor dem Krieg nach Amerika kam, seine Frau zurücklassend bis später, daß seine Frau jetzt endlich auf dem Wege nach Amerika sei. Frau Barthuly ist eine geborene Katrina Margreta Popp aus dem Dorfe Kautz. Da nun schon drei Monate verflossen sind, seit sie die Reise antrat, so ist Herr Barthuly der Meinung, daß seine Gattin schon in Amerika sein sollte. Mit ihr reiste ihre Tochter Natalie und Heinrich, der jüngste Bruder Herrn Barthuly. Der Brief aus Rußland wurde am 20.November geschrieben, ist dies die erste und soweit die letzte Nachricht, die Freund Barthuly über den Verbleib der Seinen erhalten hat. Er ersucht alle Leser der Welt-Post, besonders aber seine früheren Dorfgenossen aus Neu Balzer, ein offenes Auge und Ohr zu haben hinsichtlich seiner Familie und ihn zu benachrichtigen, falls irgendjemand etwas von ihr wissen sollte. Vielleicht weiß die Frau aus Beideck, die neulich in Rewart, R.I. (Rhode Island?) angekommen ist, nachdem sie vier Monate auf der Reise war, etwas von diesen Leuten. Da können Sie einen Liebesdienst erweisen, Herr Balthasar Ostermiller. Wer etwas von den Gesuchten weiß, der Schreibe an John Barthuly, Vor 611, Laurel, Montana.
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Re: Hungersbriefe von Hussenbach nach Amerika

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Hussenbach, den 8.Mai 1922

Die Kirchengemeinde Hussenbach-Unterdorf hat auf der Gemeindeversammlung am 26. März beschlossen, für die Hilfeleistung an den Hungernden ihren herzlichen Dank auszusprechen, für die ihren Gliedern bisher zuteilt gewordenen Hilfe und hofft, daß die amerikanischen Brüder ihnen auch fernerhin helfen werden, diese schwere Zeit zu überstehen.
Im Auftrag der Gemeinde: Conrad Schwab, Joh. Jac. Schmal, G. Ufelmaien (höchstwahrscheinlich - Uffelmann), J. Jac. Betoldt (Bechtoldt ?), David Weigel,
J.J. Tittle (Tittel ?), Vors. T.Möllmann, Setr. J.Gidnen.
"Siehe, um Trost war mir sehr bange". An dieses Wort des Propheten knüpfe ich an, um Ihnen, Herr Pastor Ernst, sowie allen unseren Glaubensbrüdern in Amerika im Namen meines Kirchspiels Oberdorf – Kamyschin einen herzlichen Dank auszusprechen für die großzügige Liebe, die die Bruderhand uns hat zuteil werden lassen.
Wir wollten in unserer Hungersnot schier verzweifelt. Um Trost war uns sehr bange. Von wo wollten wir Hilfe erwarten? Da plötzlich und unerwartet kam die Nachricht, daß die luth. Christen in Amerika sich zusammen getan haben, um ihren Glaubensbrüdern zu Hilfe zu kommen. Wie ermutigte uns diese freudenreiche Nachricht. Von Mund zu Mund verbreitete sich das unter den hungernden Menschen. Viele kamen zu mir und sagten: Herr Pastor, uns ist, als spürten wir den Odem Gottes. In der Tat schien es mir, als sei die Last nur halb so schwer. Bitte, geben Sie allen unseren Glaubensbrüdern in unserem Namen den herzlichen Dank. Ihr habt Euch unser herzlich angenommen. Ohne daß wir ahnten, habt ihr, l. Brüder, hinter unserem Rücken rastlos gearbeitet. Gaben gesammelt, um unsere Not zu lindern. Und wahrlich, Eure Mühe ist nicht vergeblich gewesen. Eure Liebe hat viele Tränen getrocknet, manchem Glaubensbruder das Leben erhalten.
Das was Amerika, speziell das Nat. Luth. Council, mit den Pastoren an der Spitze, die sich freiwillig und so selbstaufopfernd in diesen Dienst der Barmherzigkeit Gottes gestellt haben, an uns hungernden Menschen getan hat, wird vom Finger Gottes in der Geschichte zu einem unvergeßlichen Denkmal der Liebe und Barmherzigkeit der Glaubensbrüder in Amerika gemacht werden. Aber nicht das allein. Auch in das Lebensbuch werden von der unsichtbaren Hand Gottes die Namen derer, die sich an diesem Liebeswerke beteiligt haben, eingetragen; wie Jesus spricht: „Das habt ihr mir getan“.
Werdet nicht müde, Gutes zu tun, den Hungernden den Jähhunger zu stillen – es wird die Zeit kommen, wo Ihr ernten werdet ohne Aufhören. Allen ein herzliches Gott Vergelt’s Euch.
8. Mai 1922
Pastor Schwab
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Re: Hungersbriefe von Hussenbach nach Amerika

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Hussenbach, 25. Januar 1924.
An David Kassler, zu Denver, Colorado.
Lieber Bruder David samt Frau und Kindern! Erstens machen wir euch bekannt, dass wir Gott sei Dank noch schön gesund sind; welches wir auch Euch wünschen. Mit großer Freude und herzinnigem Dank machen wir Euch bekannt, dass wir alle Essware, die Ihr uns geschickt habt, erhalten haben; auch ein Paket Kleider haben wir erhalten. Wir haben Euch mehrere Briefe geschrieben, aber wie ich aus den Briefen der Geschwägern ersehen kann, habt Ihr unsere Briefe nicht erhalten. Als ich im März 1923 acht Tage lang in Saratow war, schrieb ich 3 Briefe an Euch, habe aber keine Antwort darauf bekommen. Da ich nun wieder nach Saratow fahren will, sagte mein ältester Junge von acht Jahren: „Papa, schreibe doch wieder einen Brief an Vetter David, ob er mir nicht wieder ein Paar Hosen schickt, wie er früher einmal getan hat. Damit ist nun nicht gemeint, dass Ihr das nun wirklich tun sollt.
Not haben wir keine, Gottlob, wir haben Essen und Trinken und mit den Kleidern behelfen wir uns. Auch mache ich Dir bekannt, dass ich unlängst in Frank war, bei den beiden Schwestern: Maria Kathrina und Maria Barbara; sie sind noch gesund mit ihren Familien. Die Schwester Anna Maria habe ich aber seit einem Jahr nicht gesehen, denn sie wohnt mit ihrem Gatten im Donischen Gebiet.
Nun möchte ich einmal nach dem Bruder Konrad fragen. Ich höre immer von den Geschwistern, dass ich auch einen Bruder Konrad hätte, habe aber mein Lebtag noch keinen Brief von ihm erhalten. Bitte lieber Bruder, schreibe mir einmal, was dein Bewerbe ist. Unlängst habe ich Euch alle im Traume gesehen, wo wir uns herzlich miteinander gefreut haben, als ich aber erwachte, war es leider ein Traum gewesen. Nun kommen wir mit herzlichem Gruße von Haus zu Haus zum Schluss.
Dein Bruder Johannes Kißler, des Oswalde.
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Re: Hungersbriefe von Hussenbach nach Amerika

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Frank, 16. Februar, 1924
Mein lieber, lieber Herr Volz! – Es war für mich eine große Freude, vorgestern ihren werten Brief vom 5. Dezember zu erhalten. Vielen, vielen Dank für die freundlichen Worte. In Anlass der hässlichen Überfälle der Dakota Freien Presse auf die Arbeiter des Hilfswerks, habe ich Ihnen noch vor Weihnachten geschrieben. Ich hoffe, sie haben meinen Brief und Festgruß erhalten. Wir staunen darüber, dass solch lügnerische Anschuldigungen in Amerika möglich sind! Aber jeder rechtdenkender Mensch muss Ihnen und Ihren Mitarbeitern das Zeugnis geben, dass Sie alles getan haben, was überhaupt in Menschenkraft gestanden hat. Der Dank und die Gebete Tausender, folgen Ihnen über das weite Meer.
Wegen amerikanischen Angelegenheiten beleidigt man uns, Pastoren, auch sehr. Alle Rechenschaft haben wir vor der A.R.A. abgelegt, nun sind wir die Schlechten. Doch wissen wir, Gott wird die Wahrheit ans Licht bringen und uns Geduld und Kraft schenken. Nur stark bleiben, darum wollen wir ringen.
Zu Neujahr hatten wir große Konferenz in Huck; Sie fehlten in unserer Mitte. Es waren bis 1500 Gäste zugereist, Gottesdienste und Versammlungen fanden gleichzeitig in Kirche und Bethaus statt. Beide Häuser berstend voll. Am Silvester ……….
?????????????????????????????????????????????????????????? (mehrere Zeilen nicht lesbar.)
……… Glaubensbrüdern in ganz Russland einen engen Bund zu schließen. So Gott will soll im Sommer ein Kongress der Lutheraner Russlands in Moskau stattfinden und unsere Kirche geeinigt werden. Man plant auch die Eröffnung einer Ausbildungsstätte für Prediger. Was ist am erfreulichsten: im ganzen Reiche streben die Evangelischen nach Zusammenschluss. Auf dem alten Grunde wollen wir Zion bauen. Hebräer 13, von 8.
Die Konfirmandenschule hat in meinem Kirchspiel schon angefangen. Ich habe eine schriftliche Erlaubnis ausgewirkt; wir dürfen mit den Konfirmanden uns 6 Wochen lang beschäftigen. 24 Tage wollen wir im Laufe des Februar und März ausnützen. 12 Tage, dann im Mai, unmittelbar vor der Konfirmation. Gott gebe, dass die Kinder auch rechten Ernst annehmen.
Im Augenblick habe ich viel mit Trauungen zu tun, es wird dieses Jahr wieder viel geheiratet. Am 2. Februar habe ich in Kolb sechs Paare auf einmal getraut, ebenso am 12. Februar in Frank und in Hussenbach am 13. Februar gar 10 Paare. Sie sehen, unsere Leute haben noch Lebensmut.
Von Krankheiten hat Scharlach in Frank gewütet und seine Opfer gefordert. In der Familie Georg Klein sind drei Mädchen gestorben, zwei ledige und ein jüngeres. Die Epidemie lässt nach. In den letzten Wochen war es kalt und sehr stürmisch. Manche Leute sind in die Irre gekommen und mussten im Unwetter draußen nächtigen. Nun haben wir genügend Schnee, heute ist es draußen klar und sonnig.
Die Franker fahren viel nach Saratow, verkauften Mehl und bezahlten damit ihre Steuern. Wer die Steuern bezahlt hat, kauft sich Manufaktur. Mit Kleidung ist es bei den Leuten nach wie vor schlecht bestellt. Manche Ware soll aber jetzt im Vergleich zum Getreide billiger sein. Der Bauer wird eher kaufen können.
In Hussenbach ist ein freiwilliges Opfer angesagt; zum Frühjahr soll das Dach der Kirche verbessert und gestrichen werden. Man kann mit den Remonten(Reparaturen) nicht mehr zögern.
Am 24. Februar soll in Hussenbach Konferenz sein; also nach einer Woche. Wir erwarten viele Gäste. Konferenztexte: Jes. 55 und Lukas 12, 35-40. Pastoren haben versprochen zu kommen. Gott gebe seinen Segen zum Werk.
Es gedenket Ihrer in Liebe und grüßt Sie und Ihre Familie aufs wärmste Ihr A. Kluck, Pastor
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Re: Hungersbriefe von Hussenbach nach Amerika

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Hussenbach, den 24. Juni 1924

An John Reifschneider, Lincoln, Nebraska, den 24. Juni 1924. Wertester Schwager und Schwester! Die Reihe zum Schreiben wird wohl an mir immer am ersten sein. Es sind schon wieder zwei volle Jahre verflossen, seit ich von Euch den letzten Brief erhalten habe. Im vergangenen Jahr, nach Empfang Eures letzten Geschenkes, habe ich etliche Briefe an Euch abgeschickt, ob letztere ihr Ziel nicht erreicht haben, oder sonst irgendetwas Schuld an Eurem Schweigen war, ist mir bis jetzt unbekannt. Da ich so in der Dunkelheit lebe, fühle ich mich immer wieder gezwungen, Euch den heißesten Dank abzustatten für die Liebe und Wohltat, die Ihr mir und meinen Kindern erwiesen habt. Gekleidet habt Ihr mich, diese Wunde habt Ihr geheilt. Solange wir Brot hatten, war sie eines kommen, dass noch viel größer sein wird. So will ich Euch unsere jetzige Lage in kurzen Worten schildern. Wie Ihr wisset, ist unsere Familie eine sehr große, welche aus 25 Seelen besteht. Die Ernte im verflossenen Jahre war schwach, die Auslagen groß, sodass wir schon im späten Herbste brotlos waren. Im Winter musste tüchtig gearbeitet werden, um das notwendigste zu verdienen. Als der Frühling nahte, war kein Samen da. Etwas wurde so zusammengekratzt, wohl aber nicht genügend. Der einzige Weg, der uns aus dieser Lage herausführen konnte, war das Borgen, und das Borgen wie Ihr wisst, macht Sorgen. Jedoch spielt hier die Hoffnung die größte Rolle. Wir hofften auf eine gute Ernte, da die Ernte schon etliche Jahre schwach gewesen war. Diesmal hat die Hoffnung uns zu Schanden werden lassen. Die diesjährige Ernte ist so schwach, wie man sich eine solche noch nie denken konnte. Der Samen wurde im Frühling der Erde anvertraut und seit jener Zeit war bei uns noch kein Tropfen Regen. Die Roggenernte steht vor der Tür. Das Stroh ist ganz wenig und die Ähre taub. Würde man nur so viel ernten, dass man doch wieder etwas aussäen könnte.
Die Sommerfrucht bietet uns ein noch viel traurigeres Bild, als der Roggen. Letzteren wird man doch mit der Maschine abmähen können, wie aber die Sommerfrucht abkommen wird, das ist eine schwere Frage. Mit einem Wort, die Ernte ist so schwach, dass der Bauer seinen Samen nicht bekommt und kein Futter für das Vieh. Wie sich´s Wetter ansieht, will es auch keine Kartoffeln geben. Wenn das sich noch erfüllen sollte, dann wären alle verloren. Wir haben es schon gut gelernt sich sehr knapp durchzuschlagen. Ohne Brot sind wir schon den ganzen Winter und den ganzen Frühling. Das kommt uns so sehr schlimm nicht mehr vor, wenn nur die anderen Produkte vollständig da sind. Die Ernte ist nicht nur in unserem Dorf schwach, sondern 100 Werst im Umkreise von uns, soll sie so sein, weiter soll sie schon etwas besser sein. Sodass derjenige, welches Geld hat, der großen heranziehenden Hungersnot aus dem Wege gehen kann. Heute kann man den Weizen kaufen für 2 Rubel, 30 Kopeken und das Korn zu 1 R. 80 K. Wird jetzt aber alle Tage teurer. Lieber Schwager und Schwester, Sie kennen jetzt die Lage. Ich kann mir keinen Weg suchen, der mich mit meinen Kindern vom Hungerstod retten würde. Wenn ich Eure Lage gegenwärtig kennen würde, wüsste ich vielleicht einen Weg. Da mir solches verborgen und Euch offenbar, wüsst Ihr vielleicht einen?
Hiermit schließe ich, indem ich Euch mitsamt Eurer Familie ein glückliches und friedsames Leben und einem jeden die beste Gesundheit wünsche. Diesen Wunsch und viele Grüße sendet Euch aus Eurer alten Heimat Eure Euch stets liebende Familie Gretlis Weizel.
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Re: Hungersbriefe von Hussenbach nach Amerika

Сообщение alba »

Hussenbach, Wolga Republik, 29.August 1921
Gott zum Gruß und dem Herrn Jesus zu Trost. Vielgeliebter Schwager und Schwester und Alle, die Ihr Euch in Amerika befindet! Seid schön gegrüßt von uns, Euren Leuten: Schwager, Schwägerin und Vater und unsern Kindern. Herzlich verlangt uns darnach, daß dieser Brief Euch erreichen möchte, denn wir haben schon vier Briefe an Euch geschrieben und noch keine Antwort erhalten. Da denkt Euch nur, wie lange uns die Zeit wird über dem Warten auf Nachricht von Euch, besonders in der schweren Lage, in welcher wir uns jetzt befinden. Bei uns ist es zum Verhungern, wenn es keine Hilfe gibt von Eurer Seite. Im Sommer geht es noch, da werden Kräuter in das Wasser getan und gekocht; aber wenn kein Grünes mehr da ist, dann sieht‘s „krell“ aus mit uns, denn Brot ist keins da und auch keins aufzutreiben, wo kein Geld ist. Auch das Vieh muß verhungern, das kommt abends heim und brüllt vor Hunger. Es wird viel Vieh geschlachtet, aber es ist zu mager, um viel damit zu beschicken. Die Regierung will zwar helfen, aber die Anforderungen an sie sind zu groß. Es ist sehr trocken, weil es den ganzen Sommer nicht geregnet hat; so ist es fraglich, ob man Winterroggen säen kann.
Wer Geld hat, kann sich Brot kaufen, aber die armen Leute müssen vor Hunger sterben. Von dem vielen Wasser trinken schwellen den Menschen der Leib und die Beine an und sie sterben. Es liegen jetzt schon ganze Häufer voll Leichen und die Not wird von Tag zu Tag größer. Ach, wie entsetzlich schwer und herzzerreißend ist es, wenn die Kinder kommen und sagen: „Papa und Mama, ich will Brot!“ und es ist doch keins da. Wenn da die Hungerpein und der Herzensschmerz zusammen über einen kommen, das ist nicht zum Aushalten. Soll ich, Euer alter Vater in meinen alten Tagen noch Hungers sterben? Beinahe alle meine Kinder sind in Amerika, außer meiner Tochter Marilies und ihrem Manne Heinrich Kanzler. Ich sehnte mich nach meinem Sohne Johann Peter Wilhelm, der in Amerika ist, aber ich weiß nicht wo. Wenn er sich doch einmal hören ließe. Bitte, veröffentlicht diesen Brief in der „Welt-Post“, und wenn er ihn dann nicht zu lesen bekommt, dann kann vielleicht dieser oder der andere Leser seine Adresse bekannt machen, daß wir uns brieflich an ihn wenden können. Ich bin in Hussenbach bei meinem Schwiegersohn und meiner Tochter Jakob und Katharina Weizel. Jakob Wilhelm
Eingesandt wurde obiger Brief von Fred Thaut, 2110 So. Wilkison St., Tacoma, Washington
menges
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Re: Hungersbriefe von Hussenbach nach Amerika

Сообщение menges »

Спасибо Александр! Прочитав эти письма,появилась идея, узнать побольше о семьях и судьбах хотя бы тех, кому они адресованы.
alba писал(а):Hussenbach, den 8.November 1922
An Johannes und Annamargreta Wagner, Hastings, Nebraska
Эта семья иммигрировала в 1907 году в Hastings,Nebraska,USA.
Данные из переписей США 1910,1920,1930,1940 гг. и некролога на John Wagner.
https://familysearch.org/search/record/ ... ebraska%22~


Johannes (John) Wagner
* 06.08.1879 Frank,Russia,- Eltern Johannes Wagner und Katherina geb.Eisenach.
† 21.11.1956 Hastings,Nebraska,USA.
Ehe -14.2.1906
Frau - Anna Margaretha Günther *03.02.1888 Russia †03.08.1978 Hastings,Nebraska.
Kinder:
Carl Wagner*28.12.1906 Frank,Russia †17.07.2002 Lincoln,Nebraska.
Harold Wagner*08.12.1908 Hastings,Nebr. †12.04.2011 Hastings,Nebr.
Gertrude Herbst, geb.Wagner*03.04.1911Hastings,Nebr. †28.06.2007 Hastings,Nebr.
Philomena Lebsack, geb.Wagner*ca 1915 Hastings,Nebr.
Wilbur Wagner *ca.1918 Hastings,Nebr.
Mary Ann Ruble, geb. Wagner *ca.1924 Hastings,Nebr.
Den Ahnen auf der Spur
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alba
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Re: Hungersbriefe von Hussenbach nach Amerika

Сообщение alba »

menges писал(а):знать побольше о семьях и судьбах хотя бы тех, кому они адресованы.
Поэтому я и считаю, что генеалогия - не сухая наука о родственных связях, а практически связь времен, поколений, семей и отдельных личностей во временном пространстве! С первого дня занятия генеалогией я чувствую эту связь, при прочитывании даже простой статистики перед глазами стоят картины происходящего 100 лет назад. И предки наши это уже не просто предки, а близкие нам люди. И в этом случае, Луиза, наверное тоже. Представляешь себе не только голод и нищенское существование народа немецкого Поволжья, но и людей по ту сторону океана, помогающих этим людям выжить. Сколько детских жизней спасли только в столовых АРА (Америка́нская администра́ция по́мощи (англ. American Relief Administration, ARA) ). Ну и непосредственная помощь родственников в Америке!
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Re: Hungersbriefe von Hussenbach nach Amerika

Сообщение menges »

alba писал(а):Поэтому я и считаю, что генеалогия - не сухая наука о родственных связях, а практически связь времен, поколений, семей и отдельных личностей во временном пространстве! С первого дня занятия генеалогией я чувствую эту связь, при прочитывании даже простой статистики перед глазами стоят картины происходящего 100 лет назад. И предки наши это уже не просто предки, а близкие нам люди.
Александр спасибо, я тоже так считаю и чувствую.
alba писал(а):Hussenbach, 25. Januar 1924.
An David Kassler, zu Denver, Colorado.
Lieber Bruder David samt Frau und Kindern! Erstens machen wir euch bekannt, dass wir Gott sei Dank noch schön gesund sind; welches wir auch Euch wünschen. Mit großer Freude und herzinnigem Dank machen wir Euch bekannt, dass wir alle Essware, die Ihr uns geschickt habt, erhalten haben; auch ein Paket Kleider haben wir erhalten....Nun möchte ich einmal nach dem Bruder Konrad fragen. Ich höre immer von den Geschwistern, dass ich auch einen Bruder Konrad hätte, habe aber mein Lebtag noch keinen Brief von ihm erhalten. ...
Dein Bruder Johannes Kißler, des Oswalde.
В этом письме Иоганнес Кислер (сын Освальда) пишет брату Давиду в Америку. Он благодарит за посылки с продуктами и одеждой.Пишет,что давно не был во Франке у сестер Мария Катарина и Мария Барбара, год не виделся с сестрой Анна Мария, так как она с мужем живет в области Дона.Выражает тревогу, что нет ответа на 3 письма,посланных ранее и спрашивает о брате Конраде,о котором он знает только по рассказам братьев и сестер, и в своей жизни не получил от него ни одного письма.

Вот что удалось узнать о братьях Иоганнеса в США - Давиде и Конраде.
Их родители - Oswald Kissler*1849 in Frank и Maria Barbara Wagner.

1.Konrad Kissler
*18.12.1873 in Frank †30.1.1948 in Lincoln,Nebraska,USA.
15.4.1899 Konrad иммигрировал в США на корабле"Graf Waldersee" Hamburg - New York
с женой Anna Margareth*1874 и детьми Friedrich*1894 †1906,Henrietta*1897, Katharina*1899 .
Они поселились в Lincoln,Nebraska, где у них родились еще 6 детей :
Lydia*14.1.1891, John*17.11.1902, Mollie*1905, Frederick*25.12.1906, Frieda*10.10.1909, Marie*1911.

2.David Kissler*9.10.1890 in Frank †21.11.1924 in Denver,Colorado,USA.
В 1905 году в возрасте 15 лет вместе с кузенами Wagner и Lenhardt иммигрировал в США.
David женился на Katherine Reisbick 10.12.1912 Denver,Colorado.
У них родилось 4 детей :
Albert David*7.3.1915 †22.11.1918 Denver,Co.
Edward*20.12.1913 †8.11.1987 Denver,Co.
Anna*1918 Denver,Co.
Lydia Marie*21.7.1920 †7.11.2014 Colorado

https://familysearch.org/search/tree/re ... 0russia%22~
https://familysearch.org/search/record/ ... A1872-1874~
http://findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?pa ... d=59198518
https://familysearch.org/search/record/ ... e%3Arussia~
http://findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?pa ... 600&df=all&
Den Ahnen auf der Spur
Erick
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Hungersbriefe von Hussenbach nach Amerika

Сообщение Erick »

alba писал(а): 18 дек 2015, 20:39Hussenbach, den 8.November 1922
Frau Annamaria Pister, geborene Barthuly, schreibt aus Hussenbach an ihren Bruder Johannes Barthuly bei Laurel, Montana,
Johannes Barthuly *3.03.1886 Neu-Balzer. Родители - Johannes Barthuly и Catharian Elisabeth Grasmuck
†7.12.1955 Fond du Lac, Wisconsin
Жена Catharina Margaretha Popp *20.07.1892 Kautz † 1.11.1974 Fond du Lac, Wisconsin с Генрихом *1908 †1991 благополучно добрались до США
Дети Иоганнеса и Катарины Маргареты:
Natalia *29.09.1912
Otto Adrian *8.10.1923
Walter *30.05.1927
Esther *31.05.1928
John Alexander *24.08.15.07.2017
Dorothy Augustina *30.08.1931
Herbert *1933
Alexander *23.09.1934
Некролог Иоганнеса http://forum.wolgadeutsche.net/viewtopi ... start=6420

https://www.findagrave.com/memorial/211 ... n-barthuly
https://www.findagrave.com/memorial/175 ... .-barthuly
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